Auch in Pandemie-Zeiten nimmt Deutschland unter sogenannten Hochsteuerländern einen Spitzenplatz ein. Zwar wurden Alleinstehende durch steuerliche Vergünstigungen oder Familien durch den Kinderbonus zwar finanziell entlastet. Doch andere Länder ermöglichten eine ähnliche finanzielle Entlastung. Aus dem Grund konnte Deutschland seine aktuelle Position im internationalen Vergleich auch nicht verbessern.
Diese Ergebnisse gehen aus einer Steueruntersuchung der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit – der OECD – hervor.
Hintergründe der OECD-Steueruntersuchung
Seit mittlerweile 20 Jahren wird die Studie einmal pro Jahr durchgeführt. Jüngste Untersuchungen ergaben, dass Deutschland im internationalen Vergleich noch immer der Staat ist, in dem Doppelverdiener sowie Alleinstehende unter allen 37 OECD-Mitgliedsländern unter Berücksichtigung des Bruttoeinkommens die höchsten Sozial- und Steuerabgaben leisten. Dementsprechend muss ein Alleinstehender ohne Kind mit einem jährlichen Bruttoeinkommen in Höhe von 61.200 Euro insgesamt 38,9 Prozent an Steuern abführen. Auf die Einkommenssteuer werden 20,1 Prozent für Sozialabgaben sowie 18,8 Prozent für das Bruttoeinkommen berechnet. Im direkten Vergleich ist die Steuerlast in Ländern wie Österreich, Frankreich oder Italien wesentlich geringer.
Hohe finanzielle Belastungen für Doppelverdiener
Zudem müssen Doppelverdiener in Deutschland besonders tief in die Tasche greifen. Unter Abzug von Zuschüssen wie Kindergeld ist Deutschland nach Dänemark das OECD-Land, in dem ein Doppelverdiener-Ehepaar mit zwei Kindern die höchste Steuersumme bezahlen muss. Sozialabgaben sowie die Einkommenssteuer von Doppelverdienern betragen bei nahezu 30 Prozent des kompletten Bruttoeinkommens von etwa 103.500 Euro. Dabei fallen Sozialabgaben ungefähr doppelt so hoch wie die Einkommenssteuer ins Gewicht.
Gute Bedingungen für Familien mit Alleinverdiener
Eine Ausnahme sind Familien mit einem Alleinverdiener, bei denen Deutschland unterhalb der Spitzengruppe rangiert. In diesem Fall reduziert das sogenannte Ehegatten-Splitting die Steuerlast. Im Vergleich der OECD-Länder belegt Deutschland bei diesem Modellfall Rang 9. Die Belastungsquote beläuft sich auf knapp 33,3 Prozent. Der OECD-Durchschnitt liegt hingegen bei 24,4 Prozent. In den vergangenen zwölf Monaten reduzierte sich die Durchschnittsquote in diesem Bereich allerdings um 1,1 Prozent.
Ein großer Rückgang der Abgaben- und Steuerlast durch Corona
Im Direktvergleich unter allen OECD-Ländern führte die Pandemie zum größten Rückgang der Abgaben- und Steuerlast auf das jährliche Einkommen seit der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Insbesondere die Abgabenlast für Familien habe sich verringert. Regierungen ließen schließlich keine Bemühungen unversucht, um wirtschaftliche Negativfolgen aufgrund der Covid-19-Pandemie so gut wie möglich abzufedern. Zugleich führten sich reduzierende Haushaltseinkommen zu einer geringeren Abgabenlast für in Deutschland tätige Durchschnittsverdiener.
Unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten
Steuerliche Belastungen können auf unterschiedliche Weise interpretiert werden. So verweist der derzeitige OECD-Bericht in erster Linie auf auf Sozialabgaben und die Einkommenssteuer. Würden im Gegenzug alle Sozialabgaben und Steuern einbezogen und auf die Wirtschaftsleistung des Bruttoinlandsprodukts berechnet werden, galt Dänemark im Jahr 2019 mit einem Bruttoinlandsprodukt von 46,3 Prozent als Spitzenreiter, dicht gefolgt von Frankreich mit einem Anteil von 45,4 Prozent. Bei Einbeziehung dieser Kennziffern würde Deutschland mit einem finanziellen Belastungsanteil von 38,8 Prozent den elften Platz belegen.
>Der Text ist keine Steuerberatung und ersetzt sie nicht<<
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