Trotz des milliardenschweren Konjunkturpakets der Bundesregierung befürchtet die Industrie eine schwere Rezession für Deutschland. Schenkt man Aussagen von Joachim Lang als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Glauben, wird sich die Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 6,5 Prozent reduzieren. Eine Erholung des Markts könnte sich dann bis 2022 erstrecken.
Das aktuelle Konjunktur- und Wachstumspaket
Nach Einschätzungen der Vereinigung wurde das Konjunktur- und Wachstumspaket der Großen Koalition genau zum richtigen Zeitpunkt eingeführt. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Maßnahmen noch in diesem Jahr ihre Wirkung entfalten werden. Eine Förderung privater Konsumabgaben soll dem drohenden Konjunktureinbruch so gut wie möglich entgegenwirken.
Finanzielle Unterstützung in Höhe von 130 Milliarden Euro
Das Paket der schwarz-roten Koalition soll sich für 2020 und 2021 auf insgesamt 130 Milliarden Euro belaufen. Einerseits wird die Mehrwertsteuer vorübergehend reduziert. Andererseits werden Familien, Kommunen sowie die Fahrzeugindustrie durch erhöhte Kaufprämien für Elektrofahrzeuge zusätzlich unterstützt. Durch diese Maßnahmen möchten die SPD und CDU dafür sorgen, dass die durch die Corona-Pandemie beeinträchtigte Wirtschaft sowie der Konsum der Bevölkerung wieder angekurbelt werden sollen. Für 2020 geht die Bundesregierung deshalb von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von insgesamt rund 6,3 Prozent aus.
Ein deutlicher Rückgang von Importen ist wahrscheinlich
Weiterhin prognostiziert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) für den Export von Waren und Dienstleistungen einen massiven Rückgang von 15 Prozent. Weil sich das wirtschaftliche Wachstum nahezu sämtlicher Handelspartner deutlich reduziert, werde auch die Nachfrage nach in Deutschland hergestellten Waren deutlich sinken. Die Importe, davon ist aktuell auszugehen, werden sich um ungefähr zwölf Prozent reduzieren. Zusätzlich verursachen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit höhere Einkommenseinbußen, die sich deutlich auf die Konsumlaune der Deutschen auswirken. Viele Betroffene fühlen sich in ihrer Existenz bedroht, da die Angst um einen Verlust des Arbeitsplatzes aktuell wesentlich höher ist, als in den vergangenen Jahren der Fall war. Ein Rückgang des Privatkonsums in Höhe von sieben Prozent erscheint realistisch. Dennoch wird im BDI-Quartalsbericht darauf hingewiesen, dass sich private Konsumausgaben ohne das durch die Bundesregierung veranlasste Konjunkturpaket um bis zu zehn Prozent reduzieren würden.
Werden weitere Investitionsprogramme folgen?
Als Ergänzung zum aktuellen Konjunkturpaket spricht sich der Industrieverband für ein Investitionsprogramm von rund 1 bis 1,5 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, weitere strukturelle Reformen sowie eine Reduktion von Unternehmenssteuern auf 25 Prozent aus. Auf diese Weise soll der aktuell absehbaren mehrjährigen Schwäche entgegengewirkt werden. Diese Schwäche bezieht sich auf die Nachfrage der gesamten Weltwirtschaft, des Außenhandels sowie genereller Investitionstätigkeiten. Allerdings bleibt abzuwarten, ob eine finanzielle Unterstützung in dieser Form zeitnah eingeräumt wird.
Erholt sich die Wirtschaft schneller als gedacht?
Demgegenüber geht die Bundesbank übrigens davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft schon 2021 erholen wird. Aktuell erwarten die Volkswirte der Notenbank im nächsten Jahr ein Wachstum in Höhe von 3,2 Prozent. Obwohl das Bruttoinlandsprodukt ab 2022 vermutlich noch einmal zulegen wird, könnten zeitnah eingeführte medizinische Lösungen zur Bekämpfung des Coronavirus die Wirtschaft möglicherweise stabilisieren.
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>>Der Text ist keine Steuerberatung und ersetzt sie nicht<<